In Debian werden Paket relativ selten aktualisiert und mit neueren Versionen ausgetauscht. Hier unterscheidet sich Debian deutlich von Ubuntu. Wen man dennoch ein wichtiges Update von einem Kernel benötigt kann man über die Backports diesen meist problemlos nach-installieren. Dies habe ich hier beschrieben.
Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit über die DebianTesting releases neuere Paket zu nutzen. Ich beschreibe im Folgenden das grundsätzliche vorgehen.
Verwirrend ist vielleicht zunächst die Anzahl der verschiedenen Debian release Zweige. Es gibt unabhängig von der aktuellen Version folgende Repositories aus denen man Updates beziehen kann:
- Debian Stable – ist das aktuelle offizielle Debian Release. Es ist getestet und sehr stabil.
- Debain Backports – dienen dazu bestimmte Pakete in einer neueren Version (z.B. Kernel Versionen) nachträglich in das aktuelle stable release zu installieren. Die Verwendung ist relativ unproblematisch.
- Debian Testing – dieses Repository beinhaltet Versionen von Paketen die dem nächsten stable Debian release entsprechen, aber noch nicht final sind.
- Debian Unstable (Sid) – ist ein Repository mit noch in Entwicklung befindlichen Programmversionen. Es ist nicht zu empfehlen hieraus Pakete zu installieren, da ein genaues Wissen über mögliche Abhängigkeiten anderer Paket existieren sollte.
- Debian Experimental – sollte von ‘normalen’ Menschen auf keinen Fall genutzt werden 😉 Es handelt sich hier um die neuesten Pakete welche auch noch Fehlerbehaftet sein können!
Das Debian Testing Repository
Pakete aus dem DebianTesting Repository müssen nicht fehlerfrei sein. Sie sind aber vergleichsweise gut getestet. Konkret muss ein Softwarepaket das es in dieses Repository schaffen will folgende Anforderungen erfüllen:
- Das Paket war bereits zwischen 2-10 Tagen im Zweig ‘unstable’
- Das Paket wurde für alle Architekturen (also 32Bit 64Bit usw.) gebaut und getestet.
- Das Paket gefährdet nicht die Stabilität anderern Pakete im Testing Zweig.
- Das Paket enthält keine kritischen Bugs für das nächste Release.
Um Pakete aus dem Debian Testing Repository zu nutzen muss analog zu den Backports in der /etc/apt/sources.list die Paketquelle ergänzt werden:
deb http://ftp.de.debian.org/debian testing main
Mit dem Schlüsselwort ‘testing’ wird hier angegeben das generell Updates aus dem Testing Zweig genutzt werden sollen. Das System würde sich also permanent updaten auch nachdem die nächste stable Version von Debian freigegeben wurde.
Besser ist es hier das nächste Release von Debian anzugeben.
deb http://ftp.de.debian.org/debian jessie main
Angenommen man arbeitet mit der stable Version 7 (wheezy), so wird durch die Angabe von ‘jessie’ ausgedrückt, das alle neuen Paket aus dem Testing genutzt werden sollen, bis dieser Zweig mit der Freigabe von dem nächsten Release 8 (jessie) geschlossen wird. Diese Angabe ist meines Erachtens vernünftiger.
Nach dem einrichten der neuen Paketquelle für das Testing Repository mus
apt-get update
aufgerufen werden. Danach kann gezielt über den apt-cache Befehl nach bestimmten Paketen gesucht werden. Z.b. nach Kernel Modulen:
apt-cache search linux-image-3
Und mit dem Kommando apt-get -t jessie install [PACKET] ein oder mehrere Packete installiert werden. Hier das Beispiel für Kernel 3.10.3
apt-get -t jessie install linux-image-3.10-3-amd64 linux-headers-3.10-3-amd64
Generell kann aber auch ein vollständiges Update der eigenen Debian Installation auf den aktuellen Testing Stand durchgeführt werden:
apt-get upgrade
Falls dies nicht zum gewünschten Ergebnis führt, kann man ein Upate der ganzen Distribution durchführen:
apt-get dist-upgrade
Aber Vorsicht! Mit diesem Befehl werden auch Pakete entfernt! Es ist als ratsam sich vor solch einem Schritt seine Gedanken zu machen.
Den aktuellen Stand über Fehler einzelner Pakete kann man über das Debain Bug-Tracking Tool verfolgen: